Altern und Oxidativer Stress

Oxidativer Stress ist ein Zustand, der auftritt, wenn es ein Ungleichgewicht zwischen der Produktion von reaktiven Sauerstoffspezies (ROS) und der Fähigkeit des Körpers, diese zu neutralisieren und zu reparieren, gibt. ROS sind Moleküle, die durch normale zelluläre Stoffwechselprozesse wie Atmung und Energieproduktion erzeugt werden. Obwohl sie in geringen Mengen für bestimmte zelluläre Funktionen wie Signalübertragung und Immunantworten notwendig sind, können hohe ROS-Spiegel zu Zellschäden führen.

Im Kontext des Alterns kann oxidativer Stress die Alterung auf mehrere Weisen beschleunigen:

DNA-Schäden:

ROS können die DNA direkt schädigen, was zu Mutationen und genetischen Instabilitäten führen kann. Wenn diese DNA-Schäden nicht repariert werden, können sie die Funktion der betroffenen Gene beeinträchtigen und zur Zellalterung beitragen.

Proteinschäden:

ROS können auch Proteine in der Zelle schädigen, ihre Funktion beeinträchtigen und zu einer Anhäufung von fehlerhaften Proteinen führen. Dies kann den normalen Zellbetrieb stören und zum Zelltod führen.

Lipidschäden:

Oxidativer Stress kann zu Lipidperoxidation führen, einer schädlichen Veränderung der Lipide, die die Zellmembranen ausmachen. Dies kann die Zellstruktur und -funktion beeinträchtigen und zum Zelltod führen.

Telomer-Verkürzung:

ROS können Telomere, die schützenden Enden unserer Chromosomen, schädigen und ihre Verkürzung beschleunigen. Da Telomere dazu dienen, die DNA während der Zellteilung zu schützen, kann ihre Verkürzung die Lebensdauer der Zellen verkürzen und zur Zellalterung beitragen.

Zur Bekämpfung von oxidativem Stress verfügt der Körper über eine Reihe von antioxidativen Verteidigungsmechanismen, darunter Enzyme wie Superoxid-Dismutase und Katalase sowie nicht-enzymatische Antioxidantien wie Vitamin C und E. Im Laufe der Zeit können jedoch diese Verteidigungsmechanismen geschwächt werden, was zu erhöhtem oxidativem Stress und beschleunigter Alterung führt.

Referenzen:

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